Nicht zu verwechseln sind Cybermobbing und Hate Speech, zu Deutsch: Hassrede. Obwohl die Grenzen fließend sind, Hatespeech typische Elemente von Cybermobbing enthält, sind davon vor allem Minderheiten oder marginalisierte Menschengruppen betroffen. Das Ziel ist, sie herabzusetzen, sozial zu unterdrücken und zum Schweigen zu bringen, sie aus dem öffentlichen Diskurs zu drängen. Hate Speech fußt also auf der Intoleranz gegenüber Andersaussehenden und Andersdenkenden. Es geht um Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus oder Homophobie.
"In der realen Welt kann ich davor flüchten."
Dass sich Mobbing zunehmend in die virtuelle Welt verlagert, liegt in der Anonymität des Internets, finden die für die Studie befragten Eltern. Polizeikommissarin Tracy Hering von der Dienststelle Magdeburg bestätigt das. "Man fühlt sich im Internet freier, man kann dort eher Dinge sagen, die man sich in einer Schule oder in einem Verein nicht trauen würde zu sagen", erklärt sie. Den größten Unterschied, den sie zwischen Mobbing in der tatsächlichen Realität und im Internet sieht? "In der realen Welt kann ich davor flüchten." Menschen würden aus verschiedenen Gründen Opfer, so Hering weiter. Religion, Hautfarbe, Status oder einfach, weil man anders aussehe als die große breite Masse – das könnten Gründe sein. Den typischen Cybermobber oder die typische Cybermobberin gebe es nicht. "Je nachdem, was der Anhaltspunkt des Mobbings ist, danach klassifiziert sich auch der Täter", sagt sie.
Zieht man die Studie zurate, gehen die Mobbingmotive überwiegend auf persönliche Differenzen und Konflikte mit den Betroffenen zurück. Es einer bestimmten Person heimzuzahlen, weil man von ihr einst selbst schikaniert wurde, zählt ebenfalls dazu. Das ist eng mit jenem erlernten Verhalten verbunden, wonach Opfer später zu Tätern werden können. Zumindest gaben fast 20 Prozent der Cybermobbing-Tyrannen und -Tyranninnen an, früher einmal Opfer gewesen zu sein. Daraus kann ein Leid entstehen, das sich durch die Gesellschaft zieht.
Oft geht es beim Mobben um Anerkennung, Machtausübung und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, wie die Medienpädagogin Marie-Kristin Hess von der Thüringer Landesmedienanstalt berichtet. Die Opfer litten sehr darunter und zeigten "ganz verschiedene Symptome", reagierten etwa mit Appetit- und Antriebslosigkeit oder Rückzug aus dem sozialen Umfeld. Viele würden außerdem die Freude an angenehmen Erlebnissen verlieren.
Medienfachleute lehren Schutzstrategien
Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist Hess mit ihrem Team unterwegs an Schulen und Kitas und arbeitet dort mit Lehrkräften sowie Erzieherinnen und Erziehern an Medienbildungsprojekten. Den Schülerinnen und Schülern zeigt sie drei Wege auf, um mit Mobbing im Netz umzugehen: sich wehren, davor davonlaufen und den Kopf in den Sand stecken. Danach wird zusammen diskutiert, welche Strategie die richtige ist. "Eigentlich ist das eine Mischung aus allen dreien", bemerkt die Pädagogin. Wann immer Workshops und Projekte zum Thema Cybermobbing stattfinden, geht es ganz viel um das Thema Empathie. "In jemand anderen hineinfühlen und darüber nachdenken, was es mit mir machen würde, wenn mir das passiert, kann schon ganz viel bewirken."
Author: Kristen Obrien
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